Auf der Basis kognitions- und wahrnehmungspsychologischer Theorien schlägt der Artikel ein Modell zur Beschreibung mentaler Prozesse vor, in denen Lehrpersonen Unterricht wahrnehmen, interpretieren, beurteilen und darauf bezogene Handlungsentscheidungen treffen. Die Prozesse werden verstanden als Aktivierung der Dispositionen Wissen, Einstellungen und Verarbeitungsfähigkeiten. Das Modell beschreibt sowohl die Verarbeitung des Wahrgenommenen gemäß einer bestehenden mentalen Disposition als auch solche Verarbeitungsprozesse, in denen Dispositionen verändert werden. Weiterhin unterscheidet es einen spontanen und einen reflektierten Verarbeitungsmodus. Die entwickelte Theorie wird an einem Fallbeispiel anhand von Studierendenäußerungen zu einem Unterrichtstranskript illustriert. Das Fallbeispiel zeigt, wie Studierende divergentes Vorwissen zur Situation „Unterrichtsgespräch über Literatur“ aktivieren, explizieren, begründen und in einem Prozess der wechselseitigen dialogischen Anerkennung modifizieren.
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