Prof. Dr. Carsten Gansel erhält den mit 2.500 Euro dotierten „Annalise-Wagner-Preis 2024“ für sein biografisches Sachbuch „Ich bin so gierig nach Leben: Brigitte Reimann, die Biographie“, das 2023 im Aufbau-Verlag erschien. „Der Gewinn für die Leser besteht nicht zuletzt darin, mit seinen Schilderungen Brigitte Reimanns faszinierende Persönlichkeit in den Kämpfen ihrer Zeit einsehbar zu machen“ Die Jury wählte Gansels Werk aus 68 Einreichungen aus. In der Jury-Begründung heißt es: „Die Schriftstellerin Brigitte Reimann (1933 – 1973) zählt zu den faszinierendsten Künstler-persönlichkeiten der DDR. Ihr unangepasstes Leben und ihre literarischen Werke beschäftigen noch heute eine zahlreiche Leserschaft. Sie wird gerade international neu entdeckt. Der Neubrandenburger Literaturwissenschaftler Carsten Gansel hat die erste umfassende wissenschaftliche Biographie zur Autorin vorgelegt. Er bewertet ihr modernes Leben und Schaffen aus der intimem Kenntnis der Brüche der Epoche und ihrer literarischen Reflexion neu. Dabei erschließt er unbekanntes Material zu Reimanns Herkunft und Schulzeit, ihren literarischen Anfängen und vielen maßgeblichen Wegpunkten ihres Lebens. Die jahrzehntelange Beschäftigung mit dem Leben und dem Schaffen der Autorin trägt dort reife Früchte, wo Carsten Gansel mit Zeitzeugengesprächen und recherchierten Archivalien die politischen und kulturpolitischen Auseinandersetzungen in Brigitte Reimanns Lebenszeit bildhaft und profund nachzuvollziehen versteht. Carsten Gansels Suchbewegung geht gleichermaßen in die Breite wie in die Tiefe, wenn er die Konflikte um Literatur und Gesellschaft parallel detailliert schildert. Der Gewinn für die Leser besteht nicht zuletzt darin, mit seinen Schilderungen Brigitte Reimanns faszinierende Persönlichkeit in den Kämpfen ihrer Zeit einsehbar zu machen. Ohne die beobachtende Distanz des Literaturwissenschaftlers zu verlassen, kommt Carsten Gansel der Autorin Brigitte Reimann dabei sehr nahe.“ Die Jury betont, dass sich der Regionalbezug des Preisträgertextes 2024 über beide Aspekte des Annalise-Wagner-Preises herstellt: Brigitte Reimanns Biografie ist verortet in Burg, in Hoyerswerda – und in ihrer letzten Heimatstadt Neubrandenburg. Hier wohnte die Schriftstellerin von 1968 bis 1973, war aktiv in der regionalen Kultur- und Literaturlandschaft und rang schwer erkrankt um die Fertigstellung ihres wichtigsten Romans „Franziska Linkerhand“. Prof. Dr. Carsten Gansel beleuchtet aus der Perspektive ihres Lebens und Schreibens auch ein spannendes DDR-Kapitel regionaler Zeit-, Kultur- und Literaturgeschichte neu. Zu den Forschungsgrundlagen des Biografen gehörte u. a. Brigitte Reimanns Nachlass, der im Archiv des Literaturzentrums Neubrandenburg e. V. im Neubrandenburger Brigitte-Reimann-Literaturhaus bewahrt wird. Prof. Dr. Carsten Gansel ist in Neubrandenburg zu Hause. Der Preisträger Prof. Dr. Carsten Gansel ist Professor i. R. für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Gießen. Er arbeitete unter anderem zu Gotthold Ephraim Lessing, Hermann Hesse, Hans Fallada, Johannes R. Becher, Hans Werner Richter, Otfried Preußler, Uwe Johnson, Anna Seghers, Brigitte Reimann, Christa Wolf, Jenny Erpenbeck, Erich Loest oder Erwin Strittmatter. Als Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen verantwortete er u. a. die Neuausgabe von Heinrich Gerlachs „Durchbruch bei Stalingrad“ (1945/2016), die er 2012 in einem russischen Militärarchiv auffand. Die Edition sorgte international für Aufsehen und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Auch seine Biographie zu Otfried Preußler wurde hochgelobt. Carsten Gansel ist vielfältig engagiert, u. a. als Sprecher des Wissenschaftlichen Beirates der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption, als Vorsitzender der Jury zur Verleihung des Uwe-Johnson-Literaturpreises sowie des Uwe-Johnson-Förderpreises, als Vorsitzender der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft, als Vorsitzender der Christa-Wolf-Gesellschaft, Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. 2017 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt und 2024 in die Leibniz-Sozietät gewählt. 10. Jugendpreis der Annalise-Wagner-Stiftung Die Annalise-Wagner-Stiftung vergibt in diesem Jahr außerdem zum 10. Mal den mit 200 Euro dotierten Annalise-Wagner-Jugendpreis. Er geht an den Poetry-Slam-Text „Heimkommen“ von Juri Kirchhefer aus Kiel. Der 20-jährige Autor reflektiert als Ich-Erzähler die Wieder-Begegnung mit dem Ort seiner Kindheit und Jugend, mit Neubrandenburg. Er setzt er sich poetisch auseinander mit „Heimat“, „erkundet die Bindungskräfte des Vertrauten ebenso wie Motive für den Drang zu gehen“, heißt es in der Begründung der Jury. Juri Kirchhefer war 2023 Poetry-Slam-Landesmeister von Mecklenburg-Vorpommern. Preisverleihung am 28. Juni 2024 im Kulturquartier Mecklenburg-Strelitz Der 33. Annalise-Wagner-Preis und der 10. Annalise-Wagner-Jugendpreis werden verliehen am 28. Juni 2024 in Neustrelitz. Die Laudatio für Prof. Dr. Carsten Gansel hält Journalistin und Autorin Dr. Irmtraud Gutschke. Die Annalise-Wagner-Stiftung freut sich auf interessierte Gäste zur Preisverleihung und bittet um vorherige Anmeldung (Kontakt: stiftung.bibl@neubrandenburg.de, 0395 / 5551333). Annaliese-Wagner-Preis Der Literaturpreis der Annalise-Wagner-Stiftung ist mit 2.500 Euro dotiert. Er würdigt zum 33. Mal einen Text aus der oder über die Region Mecklenburg-Strelitz im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, der sowohl sprachästhetisch von hervorragender Qualität als auch thematisch von herausragender Relevanz ist. Zu den bisherigen Preisträgern gehören u. a. Jörn van Hall, Ulrich Fass-hauer, Prof. Dr. Mario Niemann, Dr. Peter Walther, Valentine Goby, Carolin Philipps, Pauline de Bok oder Dr. Annette Leo. Vergeben wird der Annalise-Wagner-Preis von der Annalise-Wagner-Stiftung, einer Treuhandstiftung der Vier-Tore-Stadt Neubrandenburg. Sie wurde 1991 als erste neue Kulturstiftung im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern errichtet. Die Heimatstadt der Stifterin Annalise Wagner (1903-1986) ist Neustrelitz.
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