Der 17. Februar 1987 ist Rita Süssmuths 50. Geburtstag, und die CDU/CSU-Fraktion steckt mitten in Koalitionsverhandlungen mit der FDP. Gegen halb zwei Uhr nachts geht es um Maßnahmen gegen die Immunschwäche AIDS. Rita Süssmuth hat ihr Konzept durchdacht vorbereitet: Sie setzt vorrangig auf Prävention durch Aufklärung und eigenverantwortliches Handeln. Doch Helmut Kohl erteilt nicht ihr, der Gesundheitsministerin, zuerst das Wort. Sondern ihrem politischen Konkurrenten Peter Gauweiler von der CSU. Und er will Zwangstests, AIDS-Kranke kenntlich machen, im Zweifelsfall sogar „wegsperren“. Rita Süssmuth sieht in dieser Nacht keine Chance mehr für ihren Ansatz. „Wir sind auf der absoluten Verliererstraße“, wird sie ihren Kollegen nach den Verhandlungen sagen. Zwei Dinge, erzählt Rita Süssmuth im zehnten Salon für Institutsgeschichte, habe sie in dieser Nacht im Februar 1987 gelernt. Dass man sich manchmal wie ein Maulwurf unter der Erde verkriechen muss, bis der Sturm vorüber ist, um dann wiederaufzutauchen. Und dass Erkenntnisse – „so wichtig sie sind“ – alleine nichts bringen. Sondern dass man die Menschen gewinnen muss. All das hat sie letzten Endes mit ihrem Team, mit vielen Unterstützern geschafft: Die Politikerin steht bis heute für eine menschenwürdige AIDS-Politik in Deutschland. Das besondere Stück des Abends ist ein auf elektronenmikroskopischen Aufnahmen basierendes Modell eines HI-Virus, gebaut von Wissenschaftlern des Robert Koch-Instituts in den Achtziger Jahren.
Bereits im November 1985 lässt Süssmuths Ministerium eine Broschüre über AIDS an alle Haushalte