Es kommt fast unscheinbar daher in seinem bräunlich-schwarz marmorierten Einband mit den abgestoßenen Lederkanten. Doch wenn man die intellektuellen Grundlagen der medizinischen Bakteriologie zurückverfolgen will, sagt der Medizinhistoriker Christoph Gradmann von der Universität in Oslo, „dann landet man bei diesem Buch“: Die „Untersuchungen über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten“ von „Dr. Robert Koch, Kreisphysikus in Wollstein“, veröffentlicht 1878. Robert Koch hat darin erstmals seine experimentellen Techniken voll entwickelt. Mit diesem Buch erreichte er einen gewissen wissenschaftlichen Bekanntheitsgrad. Kochs Arbeit zur Wundinfektion hat die zeitgenössische Infektionsforschung umgekrempelt – und ihn, wenn auch über Umwege, letzten Endes nach Berlin geführt. In den 1870er Jahren ist man sich schon weitgehend einig, dass verschiedene Infektionskrankheiten durch verschiedene Bakterien verursacht werden, erzählt Christoph Gradmann. Einige davon haben Wissenschaftler bereits klar identifiziert, zum Beispiel Milzbrand- und Borreliose-Erreger. Bei der Wundinfektion ist das anders. „Hier gab es nicht den einen guten Kandidaten, sondern viele.“ So verschieden die pathologischen Verläufe bei den Patienten sind: Alle werden offenbar von den gleichen Bakterien verursacht – so genannten Mikrokokken. Unter dem Mikroskop sehen sie aus wie kleine Kügelchen; es scheint unmöglich, sie voneinander zu unterscheiden, geschweige denn eine Ordnung in die Bakterien zu bringen. „Die Ursache von Wundinfektionen war das Problem, das am schwersten zu lösen war“, sagt Gradmann.
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