Wenn sich die internationale Politik Gottheiten als Patrone auserwählen würde, so gehörte mit Sicherheit Neptun, der Gott des Wassers, dazu. Immer häufiger steht die Süßwasserproblematik auf der Agenda. In Johannesburg etwa war die Wasserversorgung eines der mageren drei Themenfelder, zu dem konkrete Ziel- und Zeitvorgaben formuliert wurden. Und 2003 wurde gar von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr des Süßwassers ernannt. Es ist banal zu betonen, dass die Wasserversorgung zu den elementarsten menschlichen Bedürfnissen gehört. Die WTO gibt den täglichen Wassermindestbedarf mit 100 Litern pro Kopf an. Jeder Mensch verbraucht täglich im Durchschnitt allerdings direkt – zum Trinken, Kochen und für die Körperpflege – sowie indirekt – für Nahrungsmittel und industrielle Produkte – mehrere tausend Liter Süßwasser. Davon fließt der allergrößte Teil in die Landwirtschaft. Die menschlichen und ökologischen Folgen, die im Zusammenhang mit der Wassernutzung stehen, haben unvorstellbare Dimensionen erreicht. Jährlich sterben fünf Millionen Menschen an Krankheiten, die Folge fehlenden oder verseuchten Trinkwassers sind. Die Gigantomanie im Staudammbau zwingt viele Millionen Menschen ihre Heimat zu verlassen und gilt zunehmend als eine Ursache von grenzüberschreitenden Konflikten.
Fluss (SP) von Alexandra Dehnhardt, Ulrich Petschow Freiheit