Lebenslanges Lernen Bildung ist nach dem Erwerb formaler Bildungsabschlüsse in Schule, Ausbildung oder Studium nicht beendet, sondern bleibt weiterhin wichtiger Teil im Leben. Das lebenslange Lernen und Erweitern von Wissen und Fähigkeiten ermöglicht es, neue Visionen zu entwerfen, andere Perspektiven einzunehmen und sich selbst weiterzuentwickeln. Weiterbildung umfasst alle Lernprozesse, in denen Erwachsene ihre Fähigkeiten und ihr Wissen erweitern, vertiefen und erneuern. Dazu gehört, alte Qualifikationen aufzufrischen und auszubauen, aber auch neue Interessensgebiete zu erschließen. Unterschiedliche Bedarfe Migrant*innen haben in Bezug auf Weiterbildung teilweise andere Bedürfnisse als Menschen ohne Migrationshintergrund. Diese Unterschiede beziehen sich nicht nur auf Sprachlernangebote. Politische Bildungsangebote sind beispielsweise durch Vergleiche mit den oft sehr unterschiedlichen Strukturen der Heimatländer der Auseinandersetzung mit rechtsstaatlichen und demokratischen Werten oder mit politischen Gepflogenheiten in Deutschland geprägt. Nach wie vor werden die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Gruppen von den Weiterbildungseinrichtungen zu wenig berücksichtigt. Das führt zu einem Ungleichgewicht bei der Beteiligung an Weiterbildungsangeboten. Diese werden von Personen mit Migrationshintergrund wesentlich – insbesondere denen mit geringeren Qualifikationen – seltener genutzt als von Personen ohne Migrationshintergrund (vgl. Bilger et. al., 2013, S. 89ff). Der Abstand zwischen den beiden Gruppen hat sich in den letzten Jahren deutlich vergrößert. Eine wesentliche Rolle spielen dabei Faktoren wie eine häufig niedrigere formale Bildung, eine seltenere Erwerbstätigkeit, im Herkunftsland erworbene, aber in Deutschland nicht anerkannte Abschlüsse, geringere Deutschsprachkenntnisse oder Lücken im Bildungsangebot, das immer noch stark auf den Deutschunterricht fokussiert ist (vgl. Käpplinger et. al., 2011). Für Weiterbildungseinrichtungen stellt sich die Frage nach speziellen und passenden Bildungsangeboten, aber auch nach der Erreichbarkeit der verschiedenen Gruppen. Da diese durchaus vielschichtig sind, sind auch unterschiedliche Ansprachewege und Informationskanäle notwendig. Weiterbildung als Chance Auf der anderen Seite sprechen Weiterbildungseinrichtungen Menschen unabhängig vom Migrationshintergrund an. Weiterbildung ist damit eine Chance, zur Integration und zur interkulturellen Sensibilisierung beizutragen. Hier hat sich im Laufe der Zeit die öffentliche Wahrnehmung gewandelt: War in den 1970er Jahren noch von „Ausländerpädagogik“ die Rede, die sich hauptsächlich auf den Spracherwerb beschränkte, richtet sich das Augenmerk heutzutage auf die interkulturelle Bildung und nimmt die einheimische Bevölkerung gleichermaßen in die Verantwortung (vgl. Brüning, 2006). Bildungswerk Multi Kulti Im Multikulturellen Forum bieten wir mit unserer eigenen Weiterbildungseinrichtung Bildungswerk Multi Kulti ein Programm für verschiedene Zielgruppen an: Alte und junge Menschen, Männer und Frauen, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Im Zentrum des Angebots steht das interkulturelle Miteinander. Unsere Veranstaltungen vermitteln nicht nur Faktenwissen, sondern bieten Migrant*innen die Chance, sich selbst und ihre Herkunftskultur in Deutschland einzubringen. Beispiele dafür sind Gesprächskreise oder internationale Kochkurse, die Teilnehmende aus unterschiedlichen Kulturen ansprechen und zusammenbringen. Eingesetzt werden zudem häufig Lehrkräfte mit Migrationshintergrund. In den einen Kursen tragen sie zum interkulturellen Lernen bei. In anderen Kursen wiederum bieten sie mit ihrer eigenen Geschichte Identifikation und Lernmotivation für Personen mit ähnlichen Biografien. Wir reagieren kurzfristig und mit einer flexiblen Kursplanung auf Entwicklungen und entstandene Bedarfe. Damit gehen wir auch auf die besonderen Bedürfnisse von Migrant*innen gezielt ein: Viele Vorträge und Kurse entwickeln wir gemeinsam mit lokalen Migrantenorganisationen und schneiden sie auf die jeweils besonderen Bedürfnisse zu. Veranstaltungen können in kulturhomogenen Räumen, gegebenenfalls mit Übersetzung in die Muttersprache der Migrant*innen, stattfinden, auch im Rahmen von „Bildung auf Bestellung“. Hemmschwellen, die bei herkömmlichen Bildungseinrichtungen auch aufgrund der Sprachbarrieren höher sind, sinken. Dabei setzen wir den eigenen pädagogischen Gestaltungsspielraum bewusst ein. Die Bildungsangebote bieten Migrant*innen Hilfe zur Selbstständigkeit. Sie fördern auf diese Weise nicht nur die berufliche Integration, sondern die gesellschaftliche Teilhabe insgesamt. Quellen Bilger, F. / Gnahs, D. / Hartmann, J. / Kuper, H. (Hg.) (2013): Weiterbildungsverhalten in Deutschland. Resultate des Adult Education Survey 2012. Bonn. Käpplinger, Bernd / Kulmus, Claudia / Haberzeth, Erik (2011): Weiterbildungsbeteiligung – Anforderungen an eine Arbeitsversicherung. Expertise im Auftrag der Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung. Bonn. Brüning, Gerhild: Weiterbildung für Migrantinnen und Migranten – Tradition ohne Nachhaltigkeit. Bonn 2006.
weiterführende berufsbezogene Sprach- und Schulungsangebote dar