Die Finanz- und Schuldenkrise vor einem Jahrzehnt traf Südeuropa besonders hart. Leidtragende waren vor allem junge Menschen, da ihre beruflichen Aussichten schwanden und die Jugendarbeitslosigkeit in schwindelerregende Höhen stieg. Die daraus folgende unvermeidliche Abwanderung von Fachkräften nach Mittel- und Nordeuropa führte zu zusätzlichen emotionalen Belastungen in Ländern, die von engeren familiären Bindungen als Mittel- und Nordeuropa und weniger individualistisch geprägt sind. „Sie haben Mallorca, wir haben Berlin“ wurde unter jungen Spaniern zu einem geflügelten Wort, denn viele von ihnen verließen ihre Heimat und machten sich alleine auf den Weg in die deutsche Hauptstadt. Damals hieß es jedoch, dass diese Generation nur unter einer vorübergehenden Krise leiden müsste und dass sich die Umstände bald bessern würden. Spätestens seit der Pandemie ist klar, dass hier der Wunsch der Vater des Gedankens war. Daher der Titel dieser Studie: Die Generation der doppelten Krise. Die durch die Pandemie verursachte Wirtschaftskrise stellt die Welt in wirtschaftlicher und in sozialer Hinsicht vor enorme strukturelle Herausforderungen. Den Volkswirtschaften Südeuropas fehlen vor allem aufgrund ihrer starken wirtschaftlichen Abhängigkeit von personenbezogenen Dienstleistungen wie dem Tourismus die wirtschaftlichen Abwehrkräfte gegen eine lange asymmetrische Krise. Erneut hat darunter vor allem die jüngere Generation zu leiden, die außerdem besonders geschützt ist. Seit der „großen Rezession“ (als Konsequenz der Wirtschafts- und Finanzkrise ab dem Jahr 2009) sind in ganz Europa populistische Bewegungen und Parteien im rechten und linken Spektrum entstanden, wodurch das politische Klima toxischer geworden ist – davon betroffen sind Parteien in der Mitte des politischen Spektrums und rationale, liberale Ideen. Als Vertreter spanischer und deutscher Institutionen, die sich für die EU und den europäischen Integrationsprozess stark machen, wollten wir herausfinden, ob populistische Kräften in Spanien, Italien und Portugal auf Grund der doppelten Wirtschaftskrise Auftrieb erhalten haben und somit pro-europäischen Kräften zusätzliche Probleme verursachen könnten. Im FNF-Büro in Madrid haben wir eine Studie, einen Dokumentarfilm und viele Debatten zwischen Jugendlichen und Politikern zu diesem Thema entwickelt, die bis Ende 2020 und ganz 2021 laufen werden. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und Anschauen!
Erwachsenenleben und in den Arbeitsmarkt einzutreten und eine Familie